Hiob 31:1 (LUTH1912)
Ich habe einen Bund gemacht mit meinen Augen, daß ich nicht achtete auf eine Jungfrau.

Hiob 31:2 (LUTH1912)
Was gäbe mir Gott sonst als Teil von oben und was für ein Erbe der Allmächtige in der Höhe?

Hiob 31:3 (LUTH1912)
Wird nicht der Ungerechte Unglück haben und ein Übeltäter verstoßen werden?

Hiob 31:4 (LUTH1912)
Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Gänge?

Hiob 31:5 (LUTH1912)
Habe ich gewandelt in Eitelkeit, oder hat mein Fuß geeilt zum Betrug?

Hiob 31:6 (LUTH1912)
So wäge man mich auf der rechten Waage, so wird Gott erfahren meine Unschuld.

Hiob 31:7 (LUTH1912)
Ist mein Gang gewichen aus dem Wege und mein Herz meinen Augen nachgefolgt und klebt ein Flecken an meinen Händen,

Hiob 31:8 (LUTH1912)
so müsse ich säen, und ein andrer esse es; und mein Geschlecht müsse ausgewurzelt werden.

Hiob 31:9 (LUTH1912)
Hat sich mein Herz lassen reizen zum Weibe und habe ich an meines Nächsten Tür gelauert,

Hiob 31:10 (LUTH1912)
so müsse mein Weib von einem andern geschändet werden, und andere müssen bei ihr liegen;

Hiob 31:11 (LUTH1912)
denn das ist ein Frevel und eine Missetat für die Richter.

Hiob 31:12 (LUTH1912)
Denn das wäre ein Feuer, das bis in den Abgrund verzehrte und all mein Einkommen auswurzelte.

Hiob 31:13 (LUTH1912)
Hab ich verachtet das Recht meines Knechtes oder meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich hatten?

Hiob 31:14 (LUTH1912)
Was wollte ich tun, wenn Gott sich aufmachte, und was würde ich antworten, wenn er heimsuchte?

Hiob 31:15 (LUTH1912)
Hat ihn nicht auch der gemacht, der mich in Mutterleibe machte, und hat ihn im Schoße ebensowohl bereitet?

Hiob 31:16 (LUTH1912)
Habe ich den Dürftigen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe lassen verschmachten?

Hiob 31:17 (LUTH1912)
Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und hat nicht der Waise auch davon gegessen?

Hiob 31:18 (LUTH1912)
Denn ich habe mich von Jugend auf gehalten wie ein Vater, und von meiner Mutter Leib an habe ich gerne getröstet.

Hiob 31:19 (LUTH1912)
Hab ich jemand sehen umkommen, daß er kein Kleid hatte, und den Armen ohne Decke gehen lassen?

Hiob 31:20 (LUTH1912)
Haben mich nicht gesegnet seine Lenden, da er von den Fellen meiner Lämmer erwärmt ward?

Hiob 31:21 (LUTH1912)
Hab ich meine Hand an den Waisen gelegt, weil ich sah, daß ich im Tor Helfer hatte?

Hiob 31:22 (LUTH1912)
So falle meine Schulter von der Achsel, und mein Arm breche von der Röhre.

Hiob 31:23 (LUTH1912)
Denn ich fürchte Gottes Strafe über mich und könnte seine Last nicht ertragen.

Hiob 31:24 (LUTH1912)
Hab ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zu dem Goldklumpen gesagt: “Mein Trost”?

Hiob 31:25 (LUTH1912)
Hab ich mich gefreut, daß ich großes Gut hatte und meine Hand allerlei erworben hatte?

Hiob 31:26 (LUTH1912)
Hab ich das Licht angesehen, wenn es hell leuchtete, und den Mond, wenn er voll ging,

Hiob 31:27 (LUTH1912)
daß ich mein Herz heimlich beredet hätte, ihnen Küsse zuzuwerfen mit meiner Hand?

Hiob 31:28 (LUTH1912)
was auch eine Missetat ist vor den Richtern; denn damit hätte ich verleugnet Gott in der Höhe.

Hiob 31:29 (LUTH1912)
Hab ich mich gefreut, wenn's meinem Feind übel ging, und habe mich überhoben, darum daß ihn Unglück betreten hatte?

Hiob 31:30 (LUTH1912)
Denn ich ließ meinen Mund nicht sündigen, daß ich verwünschte mit einem Fluch seine Seele.

Hiob 31:31 (LUTH1912)
Haben nicht die Männer in meiner Hütte müssen sagen: “Wo ist einer, der von seinem Fleisch nicht wäre gesättigt worden?”

Hiob 31:32 (LUTH1912)
Draußen mußte der Gast nicht bleiben, sondern meine Tür tat ich dem Wanderer auf.

Hiob 31:33 (LUTH1912)
Hab ich meine Übertretungen nach Menschenweise zugedeckt, daß ich heimlich meine Missetat verbarg?

Hiob 31:34 (LUTH1912)
Habe ich mir grauen lassen vor der großen Menge, und hat die Verachtung der Freundschaften mich abgeschreckt, daß ich stille blieb und nicht zur Tür ausging?

Hiob 31:35 (LUTH1912)
O hätte ich einen, der mich anhört! Siehe, meine Unterschrift, der Allmächtige antworte mir!, und siehe die Schrift, die mein Verkläger geschrieben!

Hiob 31:36 (LUTH1912)
Wahrlich, dann wollte ich sie auf meine Achsel nehmen und mir wie eine Krone umbinden;

Hiob 31:37 (LUTH1912)
ich wollte alle meine Schritte ihm ansagen und wie ein Fürst zu ihm nahen.

Hiob 31:38 (LUTH1912)
Wird mein Land gegen mich schreien und werden miteinander seine Furchen weinen;

Hiob 31:39 (LUTH1912)
hab ich seine Früchte unbezahlt gegessen und das Leben der Ackerleute sauer gemacht:

Hiob 31:40 (LUTH1912)
so mögen mir Disteln wachsen für Weizen und Dornen für Gerste. Die Worte Hiobs haben ein Ende.
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